Bericht über das 1.Procap-Elternforum, "Entlastung" 30.5.15

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Beatrice
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Bericht über das 1.Procap-Elternforum, "Entlastung" 30.5.15

Beitrag von Beatrice » 16. November 2014, 12:11

Procap-Elternforum 2015 mit Thema Entlastung
Wie können sich Eltern mit einem Kind mit Handicap entlasten? Die Elterngruppe von Procap St.Gallen-Appenzell hat grosse Erfahrung in dieser Frage. Im Mai 2015 organisiert Procap erstmals das Elternforum.

Das erste Elternforum ist dem Thema Entlastung gewidmet und soll in ähnlicher Form stattfinden wie das Forum im Pfalzkeller zur Arbeitsintegration.

In Zusammenarbeit mit der Procap-Elterngruppe, Autismushilfe Ostschweiz, Insieme Ostschweiz, Elpos, Eternvereinigung ADHS (POS) und Cerebral Ostschweiz wird das Thema aus finanzieller und psychischer Seite fachlich beleuchtet. Erfahrungen von Fachpersonen und direktbetroffenen Eltern werden diskutiert. Dazu sind Infostände von Entlastungsanbietern und ein Apero geplant.
Zum Thema Eltern von Kindern mit Behinderungen besteht in der Sektion Procap St.Gallen-Appenzell seit langem eine Elterngruppe. Sie setzt sich auseinander mit existenziellen Fragen, die in der Zeit der Schwangerschaft, beim Arztbesuch, bei der Geburt und beim Heranwachsen eines Kindes bis zum Schulbesuch und zur beruflichen Ausbildung auftreten. Im Rahmen des Elternforums will Procap das Expertenwissen der Elterngruppe breiter abhandeln.
Das erste Elternforum zum Thema Entlastung findet statt am Samstagmorgen, 30. Mai 2015, im grossen Hörsaal des Kantonsspitals in St. Gallen. Auskünfte und Anmeldungen: Procap-Geschäftsstelle St. Gallen sowie http://www.procap-sga.ch.


Procap-Elternforum 2015 mit Thema Entlastung
Wie können sich Eltern mit einem Kind mit Handicap entlasten? Die Elterngruppe von Procap St.Gallen-Appenzell hat grosse Erfahrung in dieser Frage. Im Mai 2015 organisiert Procap erstmals das Elternforum.

Veranstaltungsort: St. Gallen, Kantonsspital, Zentraler Hörsaal, Haus 21
Datum: Samstag: 30. Mai 2015
Zeit: 10-12 Uhr, danach Apéro riche - siehe Programm unten


Eltern, die Kinder mit einer Behinderung oder mit besonderen Bedürfnissen haben, sind oft zusätzlichen Anstrengungen, Belastungen und Kosten ausgesetzt.
Kosten ergeben sich für Therapien, Hilfsmittel und Entlastungen; diese sind teilweise durch Sozialversicherungen abgedeckt, teilweise können gemeinnützige Organisationen oder Stiftungen beitragen.
Praktisch immer kommt ein hohes Mass an Anstrengungen und grosser organisatorischer Aufwand auf Eltern zu. Existenzielle Fragen treten auf in der Schwangerschaft, beim Arztbesuch, im Spital um die Geburt, beim Heranwachsen bis hin zu Schulbesuch und Ausbildung.
Eltern lieben ihre Kinder und wenn eines besondere Bedürfnisse hat, steigern sich fürsorgliche Gefühle und Pflichtgefühl zusätzlich. Daraus können aber auch Belastungssituationen für die Familienmitglieder entstehen.
Wertvolle Hinweise von Müttern und Vätern lassen/uns eine Veranstaltungsreihe beginnen, welche startet mit dem Thema „Entlastung".
Das Elternforum wird das Thema Entlastung aus finanzieller und psychologischer Seite fachlich beleuchten. Erfahrungen sowie Angebote werden von Fachpersonen und betroffenen Eltern diskutiert.
Zuletzt geändert von Beatrice am 30. Mai 2015, 23:15, insgesamt 4-mal geändert.
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Gabi
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Re: Procap-Elternforum zum Thema Entlastung, 30.Mai 15 St.Ga

Beitrag von Gabi » 17. November 2014, 18:36

Hall Bea das finde ich aber mal eine gute Sache
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Beatrice
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Re: Bericht über das 1.Procap-Elternforum, Thema Entlastung

Beitrag von Beatrice » 30. Mai 2015, 20:36

Hoi zäme

Gerne berichte ich Euch vom heutigen 1. Procap-Elternforum zum Thema Entlastung für Eltern behinderter Kinder und Jugendlicher - eine äusserst interessante Veranstaltung. Der Hörsaal im Haus 21 des Kantonsspitals St. Gallen war bis auf den letzten Platz besetzt, das Interesse also sehr gross.
Ursprünglich hatte Procap noch vor, ein Zeitungsinserat über den Anlass zu schalten. Darauf hat man letztlich verzichtet, da bereits sehr viele Anmeldungen eingetroffen sind. Sicher auch ein Zeichen dafür, dass das Thema von grossem Interesse bei betroffenen Eltern ist.

Durch den Anlass führte der Moderator:
Hansjörg Enz, Journalist und Wortarbeiter Frauenfeld
sowie Frau Claudia Jost, die den ganzen Anlass auf die Beine gestellt hatte - inklusive Sponsorensuche...

Das Procap-Elternforum ist eine Elterngruppe, die sich regelmässig trifft für den Erfahrungsaustausch. Die Möglichkeit, sich auch auf Plattformen oder Foren auszutauschen wurde von vielen als zu unpersönlich bezeichnet. Doch wie Flavia in der Begrüssung schreibt, nicht alle haben die Möglichkeit, eine Gruppe zu besuchen. Daher hat unser Forum sicher dennoch Berechtigung und ist für einen guten Zweck da. Das Forum wurde denn auch in den hilfreichen Adressen genannt. =D>

Der Anlass begann offiziell um 10.00h. Man hatte jedoch bereits vorher die Möglichkeit, sich an den Infoständen der Entlastungsanbieter mit Infomaterial einzudecken oder erste Gespräche zu führen. Alle gefragten Anbieter reagierten erfreut, wenn ich fragte, ob ich sie bei uns hier im Forum nennen darf. (Leider bin ich sprachlich sehr eingeschränkt und habe nur das Nötigste gesprochen)

Zu Beginn erzählte eine betroffene Mutter von ihren Erfahrungen, die sie im Bereich des Elternforums schätzt. Infos holen und auch weitergeben. Es ist ein Geben und Nehmen, das immer beiden Seiten gut tut. Dass Eltern Experten für Ihre besonderen Kinder sind, wird leider an manchen Stellen noch immer sehr ignoriert. So ist auch ein Wunsch, dass man endlich als ernstgenommen wird, formuliert worden.

Verschiedene anwesende Eltern wurden nach Ihren Erwartungen gefragt, die sie an diesen Anlass und konkret ans Elternforum hätten.
Hier wurde folgendes genannt:
- Zukunftsorientierte Lösungen finden oder erarbeiten
- Das Verständnis in der Öffentlichkeit fördern, z.B. im Bereich von ADHS.
- Wichtige Infos sollen an Eltern direkt kommuniziert werden und nicht auf Umwegen, wie es leider noch oft geschieht.
- es soll mehr Entlastung geben, und vor allem, soll sie für alle finanzierbar sein

Das erste Referat führt
Martin Boltshauser, Rechtsanwalt und Leiter Procap-Rechtsdienst,
zum Thema:
Finanzielle und rechtliche Aspekte der Entlastung

1. Finanzielle Aspekte der Entlastung
Entlastung kostet was. Egal, welchen Dienst man beansprucht, es fallen Kosten an. Manche Familien können sich Entlastung kaum leisten. So wird auch finanzielle Entlastung in den Familien benötigt - sie ist praktisch fundimental.

2. Rechtliche Aspekte der Entlastung - welche Familien können Entlastung nutzen?
Ganz wichtig, und häufig unbekannt ist, dass ein Kind ab 2 Jahren bei entsprechender Pflegebedürftigkeit schon HE (Hilflosenentschädigung (auch manchmal Hilo genannt) zugute hat. Dies wird einem von der IV oftmals nicht gesagt.
Erst wenn ein Kind die Hilflosenentschädigung bekommt, kann man rechtlich Entlastung durch Fachleute, Entlastungsdienste in Anspruch nehmen. Das Geld aus der HE kann für die Finanzierung der Entlastung verwendet werden, muss aber nicht. Das Geld ist nicht an den Zweck der Entlastung gebunden, genausogut kann man es anderweitig einsetzen für Belange der ganzen Familie, ein Geschenk fürs Kind, für ein neues Auto.... Die HE erhöht aber in jedem Fall das Familienbudget.
Ebenfalls ist der Bezug des Intensivpflegezuschlags (den ein Kind bis 18 Jahre zugute hat) nur möglich, wenn das Kind auch eine Hilflosenentschädigung ab Grad II hat.
Der Erhalt der Hilflosenentschädigung ermöglicht auch erst die Inanspruchnahme weiterer Zusatzleistungen, so z.B. auch den seit Anfang 2013 eingeführten Assistenzbeitrag.

Wenn eine Familie sich überlegt, eine Assistenz fürs Kind zu beantragen, ist es aber auch ganz wichtig, dass die Familie das Kind in dieser Zeit auch wirklich der Assistenz überlassen kann - das Kind für diese Zeit loszulassen und etwas für sich selbst zu tun, ganz bewusst. Nur so macht Assistenz Sinn. Wenn die Mutter immer mit einem Ohr doch beim Kind ist, das von der Assistenz oder einem Entlastungsdienst betreut wird, ist der Zweck der Entlastung schlicht nicht erfüllt.

Ambulante Entlastung geht immer VOR stationärer Entlastung. Das ist auch meistens der Wunsch in den Familien, die das Kind nicht "ganz" weggeben möchten, sondern nur temporär Entlastung brauchen.
Die Ambulante Entlastung ist aber auch immer viel komplizierter zu gewährleisten, da einfach viele verschiedene Personen involviert sind und involviert sein müssen. In einer Institution wäre alles einfacher.

Ebenfalls zentral ist die rechtzeitige Anmeldung des Kindes bei der IV. Die IV hat keinen besonders guten Ruf. Ausserdem ist es für Eltern oft schwierig, diesen Schritt zu machen und sich einzugestehen: "Unser Kind hat wirklich einen besonderen Förderbedarf - eine Behinderung". Seit ca. 2010 ist auch der Umgang mit der IV für Eltern belastender geworden, da diese den Sparwahn immer öfter auch auf dem Buckel behinderter Kinder ausleben.
Siehe auch hier: https://www.blick.ch/news/schweiz/ostsc ... 31588.html
https://tageswoche.ch/politik/zu-schwach-zum-husten/

Dennoch ist so eine Anmeldung unumgänglich und sollte rechtzeitig geschehen. Procap berät Familien in solchen Situationen, denn es ist wichtig, dass sie auf das Gespräch mit der IV vorbereitet werden, vor allem auch, weil viele Familien, bzw. Eltern dazu tendieren, die Situation -Pflege und Betreuung des besonderen Kindes als nicht so schlimm vor der IV zu bezeichnen, weil man das Gefühl hat, man habe versagt oder würde als unfähig eingestuft von der IV.
Diese Situation kennen hier viele, wenn eine IV-Beauftragte nach Hause kommt und im Minutentakt heikle Fragen stellt. In solchen Fällen muss man total defizitorientiert Auskunft geben, das können viele Eltern kaum, denn sonst sind sie doch immer genau umgekehrt, sie loben ihr Kind für jeden noch so kleinen Fortschritt. Daher übt Procap auch mit den Eltern, die vorab in die Beratung kommen und verhilft ihnen zu Ihrem Recht.
Procap leistet hier eine sehr wichtige Arbeit.


Nach Herr Boltshauser sprach
Frau Cordilia Derungs, dipl. Logopädin und Autismusberaterin, (Gründerin des Vereins Autismus Approach - Abklärung - Begleitung-Therapie) http://www.autismus-approach.ch/home/
Zum Thema:
Zum Loslassen und Reduktion der Belastung im Alltag

Zuerst erläuterte Frau Derungs die besonderen Aspekte, die Kinder mit Autismus mit sich bringen. Was allen Autismusformen gemeinsam ist? wurde sie gefragt. Dazu sagte sie, dass betroffene Menschen blind auf dem sozialen Auge sind. Soziale Interaktionen würden sie nicht verstehen. Autisten gehören aber oft auch zu jenen Menschen, denen man die Einschränkung nicht ansieht, die aber trotzdem einen teils stark erhöhten Unterstützungsbedarf haben.
Nicht alle Asperger-Autisten haben spezielle Begabungen.
Jene Asperger-Autisten, die ein Spezialinteresse haben, welches der Gesellschaft etwas bringt, haben durchaus berufliche Chancen.
Die anderen, mit "unverwertbaren Spezialinteressen" finden leider kaum den Anschluss in die Arbeitswelt.

Für die Entlastung muss man bereit sein. Viele Eltern wählen diesen Weg erst, wenn sie bereits Anzeichen von Überlastung spüren. Besser wäre es, sich früher umzusehen, was es gibt und evtl. auch schon mal auszuprobieren. Eltern, die sich überwunden haben, den Sprung über den Graben gewagt haben, berichten fast ausnahmslos, wie viel Positives sich seitdem für sie ergeben hat - das sie gar nicht kannten.
Ein Kind "auf Zeit" abzugeben, wird aber teils auch in der Gesellschaft noch als Rabenelterntum wahrgenommen, was es den Eltern nicht vereinfacht.

Fehlende Ruhepausen - das kennen sehr viele Mütter besonderer Kinder. Der Haushalt, die Kinder, Kochen, Putzen, vielleicht noch in Hof und Garten helfen, daneben eigene Arzttermine wahrnehmen, mal zum Coiffeur oder wer weiss wohin gehen. Irgendwann kommt die Erschöpfung, vielleicht schleichend, vielleicht sehr akut.
In beiden Fällen wäre es gut, dann bereits ein Netz gespannt zu haben aus Personen, die eine Entlastung gewährleisten können. Das müssen nicht NUR Fachpersonen sein, es kann durchaus auch mal eine Laienhelferin eingesetzt werden. Jemand, der das Kind gerne hat und umgekehrt. Auch für das Kind ist das eine Bereicherung, mal mit jemand anderem spielen, andere Stimmen hören, mit einem anderen Menschen eine Kommunikation aufzubauen. Und für den Fall, dass wirklich der Fall eintritt, dass eine Familienmutter sehr plötzlich schwer erkrankt, kennt das Kind die entlastende Person manchmal schon - ist schon mit ihr vertraut. Das Trauma der Trennung ist dann nicht ganz so gross..

Als besondere Tipps nannte sie die Heilpädagogische Entlastungsvereinigung Vogelsang, mit Sitz in Zürich, die aber auch in anderen Kantonen aktiv ist.
Sowie die Internetseite http://www.familienleben.ch , wo man Tipps nachlesen kann zum Thema: Überforderung (nicht im Speziellen auf behinderte Kinder bezogen)

Der Verein "Autismus deutsche Schweiz" bietet Entlastungswochenenden mit 1:1-Betreuung
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Im Anschluss an die beiden Kurzreferate begann das
Gesprächspodium mit Referentin und Referent sowie weiteren Fachpersonen und betroffenen Eltern. Diskussion mit Publikum

In dieser Runde waren folgende Personen:
- A. W.- Vater einer 15 Jahre alten Tochter mit Rett-Syndrom. Sie kann etwa 10 Worte sagen, aber Ja oder Nein sagt sie nie. Es ist schwierig herauszufinden, was Ronja gefällt oder was sie mitteilen möchte. Wenn sie etwas gar nicht möchte, chlüübt sie und zwar so, dass bei ungeschnittenen Fingernägeln Narben auf dem Arm des Gekneiften bleiben. Erstaunlicherweise kann Ronja Dinge, die Rett-Mädchen gewöhnlich nicht können - sie hat das vermutlich bei ihrer jüngeren Schwester abgeschaut. Ronja kann Gireizen(Schaukeln) und Trampolin hüpfen wie eine Weltmeisterin. Auf das Thema Entlastung aufmerksam geworden sind ihre Eltern dank eines Workshops in der HPS Flawil, die sich dem Thema "Was ist, wenn unser Kind erwachsen wird" widmete. Damals stiessen sie auf die Stiftung Sonnenhalde, wo Ronja heute mehrmals im Jahr für ein Entlastungswochenende hingeht - immer gerne...

- D.K. - Ihre 12 Jahre alte Tochter ist autistisch (Diagnose kam spät), hat Seh-und Lungenprobleme sowie Lernbehinderungen. Sie geht in die Autismus-Sonderschule im Bad Sonder.
Erst die Autismusdiagnose öffnete der Mutter die Türen, die sie Entlastung finden liessen, vorher fühlte sie sich sehr alleingelassen. D.K. ist alleinerziehend. Sie war noch nie ohne ihre Tochter in den Ferien. Etwas Wunderbares ist entstanden, seitdem sie sich mit der Therapiehundevereinigung in Verbindung gesetzt hat. Jetzt bekommt Naina wöchentlich Besuch von einem Therapiehund samt Begleiterin, wobei der Hund die grössere Anziehungskraft auf Naina ausübt. In der Zeit, wo der Hund da ist, geht die Mutter bewusst weg, geht mal in die Stadt, Lädele, was für sich tun. Und das Schöne, Naina ist, wenn sie wieder kommt, sehr ausgeglichen. Ist Naina mit anderen Personen zusammen, passiert es hingegen oft, dass sie zuhause all ihre Spannungen entlädt (innerlich kollabiert), die sie beim Anpassen an diese anderen Personen in sich angesammelt hat.

- M.H. - ihr heute 10jähriger Sohn ist mehrfachbehindert, hat keine verbale Sprache, ist im Rolli. Er kann sich aber mit Körperhaltung und Mimik zuverlässig ausdrücken. So hat er allein mit dieser Art Kommunikation seinen Eltern sehr deutlich gesagt, welche der beiden Assistentinnen, die sich vorstellen kamen, er bekommen möchte.
Leander kann aber auch sehr anstrengend sein, er ist immer um die Eltern herum- er kennt das Bedürfnis nicht, sich mal ins Zimmer zurückzuziehen, wie das seine kleinen Geschwister schon jetzt spontan tun.
Leander hat heute auch eine Assistentin und seitdem hat sich die Situation sehr entspannt.

- E.K. - ihr Sohn (heute 6 Jahre alt) hat eine Cerebralparese, die sich allein auf den Körper auswirkt. Er hat einen Rolli, kann aber kurze Strecken zu Fuss gehen. Er hat einen Rollator und Orthesen. Er ist ein kluges Kind. Früher fiel es ihr schwer, mit Ben auf einen Spielplatz zu gehen und dort die gesunden Kinder herumspringen zu sehen. Da wurde es ihr so bewusst, dass das ihrem Kind nicht möglich sein wird und das tat sehr weh. Einen Kindi für ihn zu finden, was unheimlich schwer, sodass er schliesslich in die HPS ging. Doch dort war er fehlplatziert. Die Eltern unternahmen viele Anstrengungen, damit sie ihn in der 1. Klasse integrativ beschulen lassen können. Der Schulleiter der HPS und die Stadt aber wollten nichts davon wissen. Gerade am Morgen des 30. Mai 15 erhielt die Familie den Bescheid, dass ihr zäher Kampf sich gelohnt hat. Ihr Sohn Ben kann im August in eine "normale" Schule gehen. Dieser super Erfolg wurde mit Spontanaplaus des Publikums gefeiert.

Frau S.H. ist Gruppenleiterin in der Stiftung Sonnenhalde in Münchwilen TG. Diese Stiftung bietet Entlastungswochenenden für Kinder und Jugendliche mit Behinderung an - obwohl die Sonnenhalde sonst mehr auf erwachsene Personen mit Behinderung spezialisiert ist. Das Angebot der Entlastungswochenenden für Kinder und Jugendliche wird sehr gut genutzt - die meisten, die ihr Kind dorthin geben, sind "Wiederholungstäter - scherzhaft gesagt" Notfälle können trotzdem meistens innert nützlicher Frist "angenommen" werden. Wer sich eine Nutzung des Angebots vorstellen kann, darf einfach mal in der Sonnenhalde anrufen. Wenn man bereit ist, dann wird die ganze Familie zu einem Kennenlerntag in die Sonnenhalde eingeladen. Danach kann man ein Probewochenende versuchen. Es sind dabei ganz unterschiedlich behinderte Kinder, die da an diesen Wochenenden spontan zusammen gewürfelt in die Sonnenhalde kommen - Kinder mit Autismus, Kinder im Rolli, Kinder mit Mehrfachbehinderungen - und manchmal sind auch einige erwachsene Menschen mit Behinderung dabei - S.H. sagt, es gehe immer gut. Man macht sich im Vorfeld Gedanken, woran alle den Plausch haben könnten und meistens liegt man richtig. Kommuniziert wird in der Sonnenhalde oft mit Piktogrammen - so wird auch ein Tagesablauf bildlich erfassbar dargestellt.
Die Stiftung Sonnenhalde und das Sunnemätteli Bäretswil ZH sind die einzigen Entlastungsheime mit dem Konzept, dass sie nicht an eine Sonderschule gebunden sind und eine 1:1 oder 1:2 Betreuung gewährleisten können. Auch haben beide ein Tagesexternat.
Frau S. H. würde gerne eine weitere Entlastungsgruppe in einem geeigneten Haus gründen - der Bedarf wäre da.
Wenn jemand ein geeignetes Haus kennt, bitte melden.
Mehrere Kinder der Anwesenden werden in den beiden Entlastungsheimen betreut und kommen meist entspannt und zufrieden zurück.

Den Ablauf der Diskussion kann ich so nicht mehr wiedergeben, daher habe ich die wichtigsten Aussagen bei den Eltern in die Vorstellung ihrer Situation eingeflochten.

Zum Ende wurden die Eltern der Diskussionsrunde gefragt, was für sie eine der hilfreichsten Infos/Entdeckung gewesen ist, seit sie sich im Elternforum treffen oder was sie konkret für Anliegen für die Zukunft haben.

Jemand sagte, die hilfreichsten Tipps habe sie immer von anderen betroffenen Eltern bekommen - nicht etwas vom Kinderarzt oder von Behörden.

Das man viele Infos selber zusammen suchen müsse, wird als mühsam empfunden. Man möchte einen zentralen Ort schaffen, wo diese Infos für alle zugänglich sind (Das ist ja an sich das, was ich hier im Forum auch versuche)

Für die Situation, dass eine IV-Beraterin nach Hause kommt, rät eine Betroffene den Eltern, sich immer ein gesundes gleichaltriges Kind vor Augen zu halten, und vergleichend damit das eigene Kind gezielt defizitorientiert zu beschreiben. Nie sagen: Aber es geht schon oder solche Sachen.

Ganz wichtig zu wissen auch: Therapien, die man einmal hatte für das Kind und dann aufgibt, sind ganz schwierig wieder zu bekommen. Besser dran bleiben -eine Therapie weiterführen, es sind, auch nach einem Stillstand später wieder Fortschritte möglich.

Der beste Tipp für die Mutter des autistischen Mädchens war, ihr oft überreiztes Kind sensorisch zu entlasten. So hat man dem Kind in seinem Zimmer eine Art Zelt gebaut, in das sich Naima seitdem gerne zurückzieht.

Die Mutter von Ben bezeichnet ihren besonderen Sohn als ihren persönlichen Glücksfall. Sie habe von keinem Menschen mehr gelernt fürs Leben als von ihm.

Im anschliessenden Apéro riche (sehr lecker und liebevoll hergerichtete Häppchen) konnte man sich bei den anwesenden Entlastungsanbietern weiter informieren, mit den Eltern sprechen und Erfahrungen austauschen. Ausserdem wurden wir gebeten, die Listen der Entlastungsanbieter und der Ferienanbieter zu ergänzen, wenn man weitere kennt. Auch war Platz für Anregungen, Verbesserungsvorschläge oder einfach Dank für die gelungene Veranstaltung.

Bericht verfasst von Bea P., 30. Mai 2015

Procap möchte so einen Anlass auch im kommenden Jahr wieder durchführen. Das Thema ist derzeit noch nicht bekannt. Ich werde informieren, wenn ich was erfahre...
Zuletzt geändert von Beatrice am 2. August 2015, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bericht über das 1.Procap-Elternforum, Thema Entlastung

Beitrag von Beatrice » 30. Mai 2015, 23:03

Entlastungsanbieter:

Sunnemätteli - Entlastungsheim für behinderte Kinder, Bäretswil ZH
http://www.entlastungsheim-sunnemaetteli.ch

Stiftung Sonnenhalde, Münchwilen TG - bieten Entlastungswochenenden für Kinder und Jugendliche mit Behinderung
http://www.stiftung-sonnenhalde.ch


Visoparents Entlastungswoche
http://www.visoparents.ch/alle-events/e ... -handicap/

Stiftung Kronbühl, Kronbühl SG und Schwarzenbach SG
Projekt "Peter Pan" - für Kinder im Vorschulalter

http://www.sh-k.ch

Vereinigung Cerebral Ostschweiz - bietet Entlastungswochenende und Ferienlager

http://www.cerebral-ostschweiz.ch

Vereinigung der Eltern mit Kinder mit ADHS oder ADS
http://www.elpos.ch

Entlastungsdienst St. Gallen- Appenzell
http://www.entlastungsdienst-vesa.ch

Entlastungsdienst Thurgau
http://www.entlastungsdienst-tg.ch

Kinderspitex, Schweiz. Kinderspitex-Verein, Horn TG - Hängematte
http://www.kispitex.ch

Heilpädagogischer Dienst St. Gallen - Glarus
http://www.hpdienst.ch

Autismushilfe Ostschweiz
http://www.autismushilfe.ch

Stiftung für das hirnverletzte Kind - bietet Rund-um-die-Uhr Familienhilfe an
http://www.hiki.ch

SEBELE - Wochenend-und Ferienaufenthalte in Wald AR für Kinder und Erwachsene mit einer Behinderung
Menschen mit folgenden Behinderungen werden aufgenommen: Lernbehinderung, Entwicklungsverzögerung, Trisomie 21, AD(H)S, Sprachbehinderung, Autismus-Spektrum-Störung, Seh-/Hörbehinderung, Psychische Behinderung (Depressionenen, Bipolare Störungen) Leichte Körperbehinderung (das Haus ist nicht rollstuhlgängig)
Infos unter
http://www.sebele.ch


Freizeitanbieter - Ferienlager

elpos Bern, Deutschfreiburg und Oberwallis
Sommerlager in Hasliberg - Sa, 25.7.15 bis Sa. 1.8.15
- Thema: Weltreise - Komm mit uns und entdecke die Welt
Für Kinder zw. 8 und 15 Jahren, die von ADHS betroffen sind

Visoparents Schweiz
http://www.visoparents.ch

Lebenswelt Mont - Auszeit-Ferien für jedermann
http://www.lebenswelt-mont.ch


Hobby, Beschäftigung

AD(H)S- Bewegungsgruppen für Kinder
Akidan - Daniel Hasler, 9485 Nendeln FL
http://www.akidan.ch

Rollfiet-Ausleihe Regionalgruppe Cerebral Ostschweiz
Die Regionalgruppe Cerebral Ostschweiz hat zwei Rollfiets zur Ausleihe. Planen Sie einen Ausflug mit der Familie, dann reservieren Sie sich rechtzeitig ein Rollfiet.
Standorte: Waldkirch und St. Gallen
Reservation bei der Geschäftstelle
http://www.cerebral-ostschweiz.ch
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