Hallo
Ich weiss nicht ob 3 Jahre schon das richtige Alter ist. Ich selbst (ebenfalls CP und klar im Kopf) wurde zwar früh aufgeklährt, dass ich Behindert bin. Richtig verstanden was das bedeutet hab ich es allerdings erst zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr. Erst dann wurde mir bewusst, was ich alles nicht kann was gleichalterige machen. Das ist eine schmerzhafte Erfahrung, die man glaub nicht abfedern kann.
Ich denke, die Zeit für die Aufklärung kommt dann wenn Fragen kommen. "Weshalb können das die anderen, und ich nicht?" Dann kann man behutsam aufklähren, und vor allem erklären was passiert war.
Gerade bei CP finde ich es wichtig, dass man die Hoffnung des Kindes nicht zerstört, sachen zu lernen die es nicht kann. Selbst dann wenn es für Erwachsene und Fachleute nach einer kompletten Illusion aussieht.
Unihockey war und ist meine Lieblingssportart. Ich weiss noch gut, wie mir ein Arzt des Kinderspital Affoltern mit 12 Jahren versucht hat, mein Traum vom "Unihockey spielen unter Nichtbehinderten" auszureden. Er meinte: "Es sei gut, dass ich Sport mache, aber ich solle doch eine Sport wählen die es auch im Behindertensport gibt. Fahrradfahren, oder Schwimmen. Ich werde im Unihockey nie an die Leistungen Nichtbehinderter herankommen, ganz egal wie viel ich trainiere. Ich solle mich doch mit denen vergleichen die auch eine Behinderung haben."
Natürlich wollte mir dieser Arzt nur eine schmerzhafte Erfahrung erspahren, und es war mit sicherheit gut gemeint. Seine Worte waren aber wie Speerspitzen in meinem Herzen. Zum Glück war mein Schädel zu dick um mein Traum aufzugeben, und heute sind Trainings unter Nichtbehinderten für mich das normalste der Welt. Ich hatte zum Glück später wunderbare Menschen kennen gelernt, die mich nicht als "Behinderten" sondern als "Sportler" sahen. Bei ihnen hab ich auch gelernt, dass Behinderung keine Ausrede sein kann, etwas nicht zu probieren. Wenn man etwas probiert hat, und es klappt halt wirklich nicht, ist das eine andere Sache. Auch ich musste mich schon ab und zu wegen der Behinderung geschlagen geben. Es tut weh, aber man lernt damit umzugehen. Niederlagen erleben auch Nichtbehinderte, und Leute die nie eine aufs Dach bekommen haben in ihrem Leben zu wenig riskiert.
Ich betrachte die Behinderung als besonderer Challange für mich. Es ist eine Chance zu wachsen, und eine Chance zu zeigen, dass mehr möglich ist, als wir uns vorstellen. Als Behinderten hat man einen einzigen Vorteil. Man gehört nicht zu der üblichen einheitssuppe. Man ist von beginn weg anders. Selbst wenn ich eines Tages normal gehen werde, ein normaler Mensch werde ich nie sein. Manchmal vermisse ich die normalität in meinem Leben, aber ich bin mir sicher, wenn ich normal wäre, möchte ich was Spezielles sein
. Man kann halt nicht alles haben.
Ich denke, jeder Behinderte muss selbst den Weg finden mit der Behinderung umzugehen. Ich denke die beste Unterstützung bietet man dem Behinderten, wenn man die Person sieht und nicht die Behinderung.
Das ist meine ganz persönliche Erfahrung, und ich erhebe keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Gruss Raphael