Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Hier könnt ihr alles einstellen, das nicht zu einem der oben angeführten Themen passt
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Beatrice
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Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von Beatrice » 12. Juni 2009, 00:21

Hoi zäme

Eine Bekannte hatte anno 2009 das Thema aufgegriffen und ich habe danach ein bisschen gesucht im Internet.
Wie die Berichte beweisen, gibt es in Deutschland offenbar mehrere Angebote und Musikschulen, die auch behinderten Kinden und Jugendlichen offen stehen, in der Schweiz aber habe ich im Jahr 2009 nur in Bern was gefunden.

Gibt es noch anderswo Möglichkeiten in der Schweiz, behinderten Kindern und Jugendlichen Musikunterricht zu ermöglichen?
Musik kann ja so viele Menschen berühren und auch öffnen, daher finde ich es wichtig, dass auch besonderen Kindern eine Möglichkeit geboten wird, ein Instrument spielen zu lernen - nicht jeder muss ein Mozart sein, aber die Freude an Musik ist vielen Kindern eigen, auch den besonderen.
Hoffe, es weiss jemand mehr


Im Anschluss noch die Funde und Berichte, vielleicht können sie ja auch hierzulande jemanden motivieren:

Violinunterricht in Bern/Schweiz
Violinunterricht und Musikunterricht für alle Leute. Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche
http://www.musizieren.ch/



Gitarren-, Trommel- und Klavierunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche, D-91466 Gerhardshofen
http://ich-kann-das-auch.de/claudia_may.html
http://www.ich-kann-das-auch.de/gitarrenunterricht.html

Musik mit Behinderten an Musikschulen
http://www.athmann.de/verlag/online/bams/index.html

http://www.martinvogtmusik.de/

Musicus Bielefeld
Musicus ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bielefeld.
Musicus fördert Menschen mit einer Behinderung unabhängig von
deren Alter und Art der Behinderung.
http://www.musicus-ev.de/


Fürth:
http://www.musikschule-fuerth.de/Musik- ... rativ.html

http://www.kindergartenpaedagogik.de/687.html

Vielleicht hat auch jemand schon Erfahrungen, von denen er oder sie berichten kann
Danke und liebe Grüsse
Beatrice
Zuletzt geändert von Beatrice am 24. September 2014, 17:43, insgesamt 15-mal geändert.
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Beatrice
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Beitrag von Beatrice » 21. Juni 2009, 16:12

Ich kann zu diesem Thema übrigens auch ein paar eigene Erfahrungen beitragen. Im Flötenunterricht im Kindergarten anno 1973 wurde ich nur 5 Stunden behalten. Nicht, weil ich falsch spielte, sondern weil ich anders spielte. Erstens war da die Spastik. Sie liess meine rechte Hand nicht das machen, was sie sollte.
Wer nur zuhörte, der merkte nichts, aber wer halt sehen konnte, der sah, dass ich die Griffe, welche die Töne machten, ganz anders griff als es die Noten sagen - und das ging nicht (das würde die Zuhörer in unseren kleinen Konzerten irritieren, wenn da ein Kind ganz anders greift als alle andern, wurde meiner Mutter gesagt) und so schlossen sie mich aus.
Niemand hat sich je die Mühe gemacht, mir die Griffe anders als durch Noten (die ich ja gar nicht sah) näher zu bringen.
Ich hoffe sehr, dass das heute anders ist.....

Am Harmonium meiner Tante habe ich die ganzen Jahre über alle möglichen Melodien, die ich kannte, in-und auswendig gespielt, ein aussergewöhnliches Musikgehör wurde mir auch attestiert, aber ein Musiklehrer fand sich nicht, weder fürs Piano (dort scheiterte es an meinen kleinen Händen, welche leichte Koordinationsschwierigkeiten aufweisen (Gefühlsstörung, leichte Spastik) und halt wieder daran, dass ich keine Noten sah.
Als Blasmusikfan hätte ich gerne Klarinette gelernt, ging nicht -weil ich keine Noten sah.
Auch als ich Handorgeln lernen wollte, fand sich kein Lehrer, der mir das Spielen ohne Noten beibringen wollte - was ich kann, habe ich alles alleine nach Gehör gelernt.


Dass es auch anders geht, weiss ich seit 2 Jahren. Da lernte ich Tsiory kennen, damals 17 Jahre alt. Sie ist blind und sie spielt Klavier, ohne Noten, nur aus dem Gehör, aber so schön, dass man es fast nicht glauben kann, dass sie nichts sieht. Sie spielt und lernt in einer Musikschule in Basel und sie tritt auch immer an den dortigen Konzerten auf und beeindruckt viele Zuhörer.
Die Musik bedeutet Tsiory sehr viel, sie ist weit mehr als eine schöne Art, sich zu beschäftigen.

Ich hoffe, es finden sich noch Leute, die zu diesem Thema Positives oder halt auch Negatives erzählen können

Liebe Grüsse
Beatrice
Zuletzt geändert von Beatrice am 27. April 2010, 15:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Krümelchen
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Musikunterricht

Beitrag von Krümelchen » 18. Juli 2009, 16:59

Hallo Beatrice und die anderen Musikfreunde
Mit Interesse habe ich deinen Bericht über die suche nach geeigneten Musiklehrern gelesen.
Selber habe ich Jahre lang für unsere Blasmusik Blechblasinstrumente unterrichtet und hatte auch immer wieder mal ein anderes Kind. Meine Erfahrung war, dass die Kinder sich sehr auf ihre Ohren verlassen und weniger auf die Noten konzentrieren, dafür aber viel viel schönere Musik machen. Ich habe jetzt gerade die Erfahrung gemacht (bei der Anmeldung zum Klavier bei Nadine), dass das Problem nicht einmal der Unterricht selber ist, sondern die Berührungsängste der Lehrpersonen gross sind. Weil sie meistens auch keine Ahnung haben.
Wir hatten in unserer Jugendmusik über einige Zeit ein Kind mit DownSyndrom, welches auf dem Schlagzeug mitgespielt hat. Er konnte auch nur sehr wenig Noten lesen. Ich habe ihm von seinen Stücken dann immer eine CD gebrannt, so konnte er die Noten zu Hause übers Ohr üben. Das ging wunderbar. Es braucht halt dann nicht nur starke Eltern, die sich für ihr Kind einsetzen sondern auch flexibles Lehrpersonal.
Wenn man andere Kinder in einer kommunalen Musikschule anmelden will, macht es Sinn, sich vorher bei den Musikschullehrern vorzustellen, damit beide Parteien Wünsche und Bedenken preisgeben können.
Jedes Kind hat das Recht auf Musikalische Förderung! Zumal es ja auch für die Entwicklung der beiden Hirnhälften sehr fördern ist.
Übrigens Beatrice mein Mann hat auch keine Ahnung vom Notenlesen aber er spielt auf dem Saxophon als ob er nie etwas anderes gemacht hat. Ich denke Noten können einem in der Kreativität ganz schön bremsen!
An einigen Heilpädagogischen Schulen wird auch Einzel-Musikunterricht auf bestimmten Instrumenten angeboten (Flöte, Klavier).
In Rorschach gibt es einen Schlagzeuglehrer der schon mehrere Kinder mit Behinderungen unterrichtet hat (www.musik-leumann.ch).
Falls jemand einen Musiklehrer in der Ostschweiz sucht, kann ich vielleicht ein bisschen weiterhelfen. Kenne einige Musikschulen in der Umgebung.
Liebe Grüsse und viel Spass beim musizieren
Letizia
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Beitrag von Beatrice » 18. Juli 2009, 20:19

Liebe Letizia

Danke vielmals für Deinen interessanten Bericht und die Angabe des Lehrers in Rorschach. Ich werde das gleich der Bekannten telefonisch durchgeben, wenngleich es von Zürich her etwas weit wäre. Es ist immerhin ein Anfang und für Interessierte aus der Ostschweiz ist Dein Tipp sehr viel wert.

Ich war heute am Pipefest-Umzug in Basel. In einer Musikformation spielte ein behinderter junger Mann mit soviel Begeisterung die Pauke, dass es eine Freude war, dabei zuzusehen und zuzuhören. Doppelte Freude also und auch für ihn ganz offensichtlich ein Heidenspass.

Ganz liebe Grüsse und nochmals herzlichen Dank für Deine Antwort

Beatrice
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Nochmals Rorschach

Beitrag von Krümelchen » 18. Juli 2009, 22:23

Hallo Beatrice

Mir ist da heute Nachmittag noch was eingefallen. Halt eben auch in Rorschach gibt es den sehr bekannten Schwyzerörgeli Lehrer Ruedi Wachter. Der Unterrichtet auch andere Tasteninstrumente. (www.wachterrutz.ch). Ich habe ihn schon gesehen, seine Schüler spielen alle ohne Noten, das wäre auch etwas für Sehbehinderte Kinder und...er unterrichtet auch Erwachsene.
Er hat viel Kontakt zu anderen Formationen und Ausbildern. Vielleicht könnte deine Bekannte ja auch via Musikschule Wachter zu Kontakten im eher zentraleren Teil der Schweiz finden?
Liebe Grüsse Letizia
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Veeh-Harfe Musikinstrument für Kinder mit Down Syndrom

Beitrag von Beatrice » 4. November 2009, 20:06

Liebe Letizia

Danke für die Tipps. Meine Bekannte hatte einen Lehrer gefunden. Leider ist er gerade gesundheitlich nicht so zwäg und sie müssen noch etwas Geduld haben.


Ich habe vor kurzem noch etwas gefunden, das auch für manche hier vielleicht eine Bedeutung haben könnte:

Die Veeh-Harfe - ein bemerkenswertes Instrument
Geschichte und Entwicklung der Veeh-Harfe (von Hermann Veeh)

Etwa zehn Jahre habe ich darüber nachgedacht, wie unserem behinderten Sohn Andreas (Down-Syndrom) ein Musikinstrument in die Hand gegeben werden kann, mit dem er auch richtige Lieder spielen könnte.

Dabei ist mir immer wieder die Akkordzither mit ihrem Unterlegblatt in den Sinn gekommen, die ich in meiner Kindheit kennenlernte.....

Mehr dazu:
http://www.down-syndrom.de/down31.html

Die Firma, welche die Veeh-Harfe in Deutschland vertreibt, hat auch einen Partner in der Schweiz:

Ulrich-Bucher-Remund
Mühleweg 12
CH-4562 Biberist
032 6723814
ulrichbucher*gmx.ch [SPAMSCHUTZ * gegen @ austauschen]
http://www.ulrichbucher.ch

dort hat man auch die Möglichkeit, eine Veeh-Harfe im Baukurs selbst fertigzustellen.
tobyi

Musikunterricht für Behinderte

Beitrag von tobyi » 27. April 2010, 12:59

Hallo zusammen

Ich bin per zufall auf dieses Thema hier gestossen. Ich selber bin Musiklehrer (gitarre, Ukulele). Leider ist es wirklich so, dass Kinder mit behinderungen kein thema sind an den öffentlichen musikschulen.
nun habe ich aber seit letzten sommer einen behinderten jungen, der sich dafür interessierte und ich selber als lehrer mich dafür interesserte den jungen zu unterrichten auf der ukulele. und siehe da; mit paar tricks ect, ist er schon sehr weit.
also ich denke das eigentlich der unterricht an musikschulen möglich sein sollte, wenn der lehrer vorallem darauf eingeht. ich finde es auch schade, dass man da nicht mehr investiert. den zum beispiel die ukulele eignet sich doch sehr gut. und dazu darf man noch singen was auch freude bereitet :). leider gibt es auf diesem gebiet in der schweiz weder weiterbildungen noch ausbildungen. also ausser das pädogogische musikdiplom natürlich. in deutschland gibt es aber sogar weiterbildungen in diesem bereich, für musikunterricht mit behinderungen.

ich denke man müsste bei interesse dann wohl eher privatenunterricht suchen, bei einem lehrer der bereit wäre dazu.

Bei fragen ect, würde ich mich freuen über ein email :)

lg tobyi

Anmerkung von Bea (Moderatorin): Leider kann man Tobyi via Forum nicht mehr erreichen, da seine Mailadresse hier ungültig geworden ist. Der Account wird darum inaktiv gemacht. Sein Beitrag bleibt als Anregung für andere Interessierte jedoch erhalten/ geprüft am 07.02.2021
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Beitrag von Beatrice » 18. August 2010, 19:55

Doch noch was aus der Schweiz


Schweizerischer Förderverein für ungehinderte Musik mit (geistig) Behinderten
http://www.sfum.ch/


Steelband mit Menschen mit Behinderung
http://www.musikbestgen.ch/projekt_behinderte.html
Zuletzt geändert von Beatrice am 30. November 2013, 21:11, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von Beatrice » 18. Oktober 2010, 19:21

Djembe-Unterricht für besondere Kinder

Hoi zäme

Ich habe per Mail einen Erfahrungsbericht erhalten von einer Mutter mit 2 schon grösseren besonderen Kindern. Die Mama ist nicht im Forum, hat mir aber die Erlaubnis gegeben, ihren Erfahrungsbericht hier reinzukopieren.

"Guten Abend Frau Pfister

Es ist schon interessant was für Möglichkeiten man mit dem Internet hat. Als die Kinder klein waren, wäre ich oftmals froh gewesen über Gedanken- oder besser gesagt Internetaustausch

Fabian hatte als Kind zuerst „freies Tanzen“, nach der Diagnose, Logopädie (gefiel ihm jedoch gar nicht und wir hörten wieder auf), Bewegungstherapie und ab der 1. bis Ende 2. Klasse Psychomotorik. Dort gebrauchten sie auch ein Djembe und dies gefiel ihm.
Zuerst bekam Fabian Einzelunterricht und danach bei uns in der Musikschule Ins Gruppenunterricht. Dort fühlte er sich sehr wohl und blieb bis zur 5. oder 6. Klasse. Auch seine zwei Schwestern waren in der Musikschule. Ab der 7. Klasse war dann Schluss. Ebenso Evelyn und Melanie hatten auf einmal keine Lust mehr auf die Musikschule. Wir akzeptierten dies, jedoch mussten sie das Musikjahr zusammen mit dem Schuljahr beenden.

Das Djembe ist sehr gut für die Koordinationsübungen und es macht auch ganz schön lärm. Fabian hatte bei uns in Ins auch eine sehr gute Lehrerin die für alles offen war. Mir war auch immer der Kontakt mit den jeweiligen Personen wichtig. Oftmals bekam ich auch sehr gute Rückmeldungen, weil mich eben nicht nur die Schulstunde sondern auch der Lehrer interessierte. Es kamen viele interessante Gespräche zustande, die mir auch wieder weiterhalfen. Vor allem war uns auch immer wichtig, dass es für Fabian stimmte. Ich glaube vor allem ist wichtig, dass man sich (die Eltern) fragt „was will mein Kind eigentlich oder was wünscht er sich“. Das Zuhören ist gar nicht so einfach, vor allem das wirkliche Zuhören, was hinter der Stimme die „Seele“ sagt.
Noch heute höre ich oftmals von den Kinder, „Mami du hörst nicht zu“. Und damit meinen Sie nicht ihr gesprochenes Wort, sonder eben das „ungesprochene“.

Ich bin immer der Meinung, wenn man etwas wissen will muss man fragen. Dies ist und war immer mein Motto. Ich bekam (auch ohne das Internet) viele Antworten und akzeptierte auch manche negative Antworten. Aus diesem Grund empfehle ich allen, dass man einfach hartnäckig sein muss. Ein Beispiel betreffend Fabian: Die Staatsschule kam für ihn (nach unserer Meinung und auch gemäss der Kleinklassenlehrerin) nicht in Frage. Nach kurzer Ueberlegungszeit stellten wir einen Antrag bei der antoprosofischen Privatschule bei uns in Ins. Nach Eingabe diverser Unterlagen kam das Gespräch, dort sagte der Schulleiter: das Fabian eigentlich auch nicht zu ihnen passe, da das „Schlössli Ins“ eher eine Werkschule ist. Danach sah ich den Schulleiter an und teilte ihm mit, ob er wiss,e dass seine Schule mit den Finanzen stehe und falle. Er schaute mich ganz verdutzt an und nach dem er mich eine „Löwenmutter“ nannte, war Fabian bei der Schule angenommen. Ca. 3 Jahre später sagte mir eben dieser Schulleiter, das Fabian als „Extern-Kind“ und mit seinem Charakter eine sehr grosse Bereicherung für die Schule ist und er froh sei dass er dabei ist.Mir passierten auch immer wieder Fehler, aber zusammen mit meinem Mann, der die Sache oftmals auch von einer anderen, eventuell weniger emotionalen Seite ansah wurde manches wieder „geglättet“. Vor allem war er immer da, wenn ich ihn brauchte.

Abschliessend möchte ich sagen, auch bei Fabian gibt es immer wieder Momente da macht ihm seine Behinderung „seelisch“ Mühe. Aber Hand aufs Herz, haben wir nicht alle unsere „seelische Mühe“ in gewissen Zeiten, auch jene Personen die keine „offensichtliche“ Behinderung haben.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute
Petra Züttel"
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Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von Beatrice » 9. März 2011, 23:01

Musik trotz allem - eine besondere Musikschule für besondere Kinder in Basel

Habe das eben auf Myhandicap.ch gefunden. Toll. Aber lest selbst unter:
http://www.myhandicap.ch/musik-trotz-allem.html
sandraz

Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von sandraz » 31. Mai 2011, 22:30

Hallo Beatrice!

Ich bin durch Zufall auf diese Seite gestossen und kann auch einen Beitrag liefern.
Zwar bin ich nicht Mutter eines behinderten Kindes, jedoch Musiklehrerin, die sich in den letzten Jahren etwas darauf spezialisiert hat, mit "besonderen" Kindern zu arbeiten. Habe an zwei Musikschulen in Deutschland in der sonderpädagogischen Abteilung mitarbeiten dürfen, was eine sehr bereichernde Erfahrung für mich war. Dort habe ich gelernt, dass jedes Kind einen ganz eigenen Unterricht benötigt (ist zwar auch bei sog. normalen Kindern so, aber nicht so extrem). Hauptsächlich habe ich Klavier und Keyboard unterrichtet. Die Tasten wurden verschiedenartig markiert: bei manchen waren es Farben, andere bevorzugten ein Zahlensystem oder ganz einfach die Notennamen. Für wieder andere ging der Zugang am einfachsten übers Gehör. So konnten eigentlich alle Schüler innerhalb kurzer Zeit die ersten Lieder spielen.

Nun, in einigen Monaten werde ich in meine ursprüngliche Heimat, die Ostschweiz, zurückkehren und an einer Musikschule unterrichten. Bisher gibt es dort keine Angebote für Behinderte. Vielleicht lässt sich ja was aufbauen... Auf jeden Fall werde ich aber bei mir zu Hause den etwas anderen Musikunterricht anbieten.
Vielen Dank für den interessanten Link über die Veeh-Harfe! Die würde ich gerne in mein Programm aufnehmen. So was in der Art schwirrt nämlich schon seit Jahren in meinem Hinterkopf.

Liebe Grüsse
Sandra

Anmerkung von Bea (Moderatorin): Leider kann man Sandraz via Forum nicht mehr erreichen, da ihre Mailadresse hier ungültig geworden ist. Der Account wird darum inaktiv gemacht. Ihr Beitrag bleibt als Anregung für andere Interessierte jedoch erhalten/ geprüft am 07.02.2021
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Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von Beatrice » 31. Mai 2011, 22:53

Liebe Sandra

Lässig Deine Rückmeldung. Ich hoffe, es gelingt Dir, etwas anzuregen oder aufzubauen in der Ostschweiz - wenn Du weiter oben über "Musik trotz allem" in Basel liest - da übertraf das Interesse auch sämtliche Erwartungen.

Bitte melde Dich, falls es geklappt hat oder Du Ideen hast. Danke für Deinen Beitrag.

Liebe Grüsse

Bea

So hat dieser Thread mit Dir bereits die 3. Person, die Musikunterricht gibt, auf das Thema aufmerksam gemacht
Wer weiss, vielleicht spannt Ihr mal alle zusammen?
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Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von Beatrice » 4. Juni 2012, 22:16

Noch eine Seite, die sehr gut zum Thema passt und vielleicht auch Inspiration sein kann:

Unsere Stiftung wurde ursprünglich für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen gegründet, jedoch ist sie seitdem stetig gewachsen und wir freuen uns, nun auch Menschen mit anderen Behinderungen helfen zu können. Auf diesen Seiten wollen wir zeigen, dass man trotz Behinderung Musik machen machen.

http://www.mybreathmymusic.com/de/index.php
Annett
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Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von Annett » 11. Juni 2012, 09:01

Ich finde es super das es spezielle Einrichtungen gibt die auch Kindern mit Handycaps beibringen ein Instrument zu spielen.
Bei uns in der Kleinstadt habe ich es auch schon gesehen.
Eine Bekannte von mir meinte sie habe ihren Sohn einfach dort vorgestellt und gefragt ob es möglich wäre ihm Klavier spielen beizubringen. Das war auch kein Problem - selbst in Volkshochschulen/Kulturhäusern gibt es Pädagogen die speziell dafür ausgebildet sind.
Ich war damals positiv überrascht das es so problemlos ging.
reni
Beiträge: 42
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Re: Musikunterricht für behinderte Kinder und Jugendliche?

Beitrag von reni » 11. Juni 2012, 18:15

über Musik kann man vieles ausdrücken. Egal ob man selber sprechen kann oder nicht. Die Musik die Art mit der Mann ein Instrument spielt. Die Stimmung die in der Musik mitschwingt.

Ich hatte damals bei der Musikalischen Früherziehung pech. Mein Neffe wurde da nicht genommen.

Ich zitiere die Antwort der Musikerzieherin: "Der ist doch behindert, der hat doch nichts davon. Ich gebe den Platz lieber jemand anderen. Deren Kind was dabei lernen kann."
Entsetzen stand in meinem Gesicht geschreiben. Die Musikerzieherin dreht sich um und meint zu einer anderen Mutter, "Wenn sie noch wollen, ich hätte nun wieder einen Platz frei".

Das war wie ein Schlag in mein Gesicht.

Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Die andere Mutter meinte:" Nein, kein Interesse. Mein Sohn solle nicht nur Musikalisch Instrumente kennen lernen, er solle auch einen sozialen Umgang zu anderen Kindern aufbauen. Da sollten Erwachsene ein Vorbild sein. Was Sie nach dem eben gehörten wohl kaum sind!"
Dreht sich um kam auf mich zu nahm mich mit und lud mich zum Tee in ein Cafe ein.

Die Musikerzieherin traf ich Wochen später in der Einkaufsstrasse. Sie war auf Krücken unterwegs. Sollte man ihr nun die Arbeit wegnehmen?

Mitlerweile mache ich viele Musikinstrumente selber. Trompete, Regenmacher, Rassel, Klanghölzer und dergleichen. Wir haben unseren Spass. Und das ist das wichtigste. Für seinen kleinen Bruder werd ich nochmal einen Anlauf wagen mit der Musikerziehung. Aber wo anders.

LG Reni
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