Sehtest für geistig behindertes Kind?

Hier könt ihr euch austauschen wenn eure Kinder hauptsächlich eine geistige Behinderung haben.(z.B. Down Syndrom)
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ostwind
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Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von ostwind » 15. August 2012, 20:36

Hallo zusammen

Meine Tochter ist 12 Jahre alt und geisitg behindert. Sie hat keine genaue Diagnose. Sie ist stark entwicklungsverzögert (gegenwärtiger Entwicklungsstand Vorschulalter).

Bei einem ärztlichen Schuluntersuch stellte sich raus, dass mit ihrem Sehvermögen etwas nicht stimmt und mir wurde empfohlen, zum Augenarzt zu gehen. Ich fragte dann nach, was für einen Sehtest der Allgemeinarzt gemacht hat, und bekam die Antwort, diesen Standarttest mit den E, die nach verschiedenen Seiten offen sind. Klar besteht meine Tochter diesen Test nicht, sie kann links nicht von rechts unterscheiden. Wir haben dann zu Hause einen Test "gebastelt" und mein Verdacht verstärkte sich, dass sie wohl nicht verstanden hat, was der Arzt von ihr wissen wollte. Zudem ist es so, dass sie sich verschliesst, sobald sie merkt, dass sie nicht das sagt, was erwartet wird. Das konnte wohl gar nicht gut rauskommen.

Trotzdem machte ich einen Termin ab beim Augenarzt.
Der schimpfte mich in Grund und Boden. Warum ich erst jetzt komme? Ob ich denke, dass, weil meine Tochter behindert ist, es nicht darauf ankommt, ob sie auch noch schlecht sieht oder nicht? Ich sass da wie ein begossener Pudel. Es hat uns nie jemand darauf hingewiesen, dass wir ihre Augen abklären lassen sollten und auch ich selber war nie auf die Idee gekommen. Es gab ganz viele andere Probleme. Untersuche jeglicher Art waren immer ein riesiges Problem, da sie so furchtbare Angst hat. Karies mussten wir unter Vollnarkose flicken und der Hörtest ging auch nicht, sie liess sich keinen Kopfhöhrer aufsetzen.

Nun sollte sie einen Sehtest machen, bei dem sie Tropfen in die Augen bekommt, die den Muskel entspannen. Sie sieht dann eine Weile lang alles verschwommen und ist sehr lichtempfindlich. Ich habe diesen Test bereits mit einem ihrer grösseren Brüder gemacht und dieser sagte mir, er musste dann trotz den Tropfen im Auge noch versuchen, Symbole zu erkennen und dem Augenarzt sagen mit welchem Glas er es besser sieht oder eben nicht.

Ich denke, das wird nicht gut gehen. Die Tropfen werden meine Tochter schon dermassen verunsichern, dass sie sich total verschliesst und im folgenden Untersuch - wenn sie sich denn überhaupt untersuchen lässt - keinen Ton sagen wird.

Ausserdem ist mein Vertrauen zu diesem Augenarzt ziemlich kaputt. Dass er mich dermassen runterschimpft finde ich nicht in Ordnung. Er mag ja recht haben, aber zwischenmenschlich stimmt es für mich einfach nicht mehr.

Ich bin nun auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit. Gibt es spezielle Sehtests für geistig behinderte Personen? Kennt jemand einen Augenarzt, der mit behinderten Kindern umgehen kann? Wenn möglich in der Ostschweiz?

Oder hat mir jemand einen Tip, wie ich mit dieser Situation umgehen kann?

Vielen Dank
Ostwind
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Beatrice
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Beatrice » 15. August 2012, 21:33

Hallo Ostwind

Ich bin seit früher Kindheit Augenarzt-gewohnt. 4 Jahre lang merkte der Augenarzt dennoch nicht, dass ich praktisch nichts sehe. Die Tröpfli waren mir in der Kindheit ein Graus - der Drache von Arztgehilfin machte das auch nicht besser. Und auch ich wurde manchmal angeschnauzt, ich solle doch still halten. Die Tröpfli brennen - keiner mag das.

Als er es endlich merkte, dass ich nahezu blind bin, wollte er mir vor Ort die Tropfen reintun - es ging nicht und so gab man die Tropfen (Atropin) meiner Mutter mit und sie hatte das Vergnügen, sie mir einzutropfen. Beim Mami konnte ich mir das gefallen lassen, auch wenn es nicht schön war.
Ich war damals wie gesagt 4 Jahre alt - mir hat man Bilder zu zeigen versucht /ein Ball, ein Teddy, ein Lastwagen und so, alle schwarz-weiss
Möglicherweise gibt es das heute noch.
Sicher können Dir hier Eltern aktuell betroffener Kinder noch was sagen.

Ich persönlich wüsste einen Augenarzt, der mehrere geistig behinderte Down-Syndrom-Kinder behandelt. Ein Mädchen gibt mir immer einen Gruss mit an ihn, wenn ich ihr sage, dass ich zu dem Augenarzt muss. Ich werte das mal als gutes Zeichen. Dieser Augenarzt ist in Gossau/SG.

Falls Du Bedarf hast, bitte melde Dich einfach.

Sende Dir liebe Grüsse und hoffe, Ihr findet bald in jeder Hinsicht einen Lichtblick

Bea
ostwind
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von ostwind » 18. September 2012, 20:30

Hallo

Mittlerweile konnte ich meine Tochter an ihrer Schule der Sehtherapeutin vorstellen. Sie hat ein paar einfache Test gemacht. Es hat sich gezeigt, dass eine genauere Abklärung wohl schon angezeigt ist. Nun habe ich eine Adresse in St. Gallen bekommen von einer Ärztin die auf Kinder und insbesondere behinderte Kinder spezailisiert ist. Sind wir mal gespannt.

Zu unserer negativen Erfahrung meinte die Sehtherapeutin, dass der Herr wohl ziemlich überfordert war und darum so ruppig und unangebracht reagiert hat. Dass ich dort nicht mehr hingehe konnte sie gut verstehen.

Liebe Grüsse
Ostwind
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Andrea mit Roman » 27. September 2012, 22:09

hallo Ostwind
ich empfehle dir in St. Gallen Frau Dr. Wirth Barben an der Rorschacherstrasse vis a vis vom Silberturm. Sie hat viel Erfahrung mit behinderten Kindern. Und eine geduldige Oorthoptistin.Ich konnte mit Roman zu Hause auf einen Sehtest üben, den mir die Orhthoptistin mitgab, beim zweiten mal ging das dann super in der Praxis., Dazu musste Roman auf 4 Symbole zeigen können, es waren ein Haus, ein HErz, ein Viereck und ein Krei sabgebildet, die er jeweils zeigen musste (Anstatt der Buchstaben und Zahlen benennen oder GEgenstände benennen). Oder man kann sie benennen, egal wie, das Viereck war ein Fenster oder ein Fussballplatz, der Kreis ein Ball etc. Wenn man sie nicht mehr scharf sieht, sehen die Formen gleich aus.
Wir waren 11 Jahre lang am Kantonsspital SG, jährlich zum Augenuntersuch und die haben es immer auf mangelnde Kooperation von Roman zurückgeführt, dass die Tests schlecht waren. Der damalige Chefarzt fand regelmässige Untesuchungen nciht sinnvoll, obwohl is ebie Riomans Behidnerung jährlich empfohlen werden. Und er hat ihn nie angemeldet bei OBVITA(früherer Blinedneverband), die machen Sehförderung für sehschwache Kinder udn stellen auch Hilfsmitel zur Verfügung. Dort haben wir Roman vor 2 Jahren angemeldet, um ihn wegen Farbenblindheit testen zu lassen, da dies kein Augenarzt konnte mit ihm(bei frau Dr. Wirth waren wir damals noch nicht).
Roman wurde dort sehr genau abgeklärt (1 Std. lang, der Untersuch ist Kosentlos und HeErr Rozinek, der das gemacht hat, empfiehlt das bei allen behinderten Kindern.
Nun erhält Roman auch Sehunterstützung in der Schule durch OBVITA..
Roman ist auch 12 Jahre alt und seine geistige Entwicklung auf dem StTand eines ca.3-4 Jahre alten Kindes.

Herzliche Grüsse
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von ostwind » 28. September 2012, 19:46

Liebe Andrea

Vielen Dank für Deine Antwort. Genau zu dieser Frau Dr. Wirth Barben gehen wir am nächsten Dienstag. Sie wurde uns von einer Mitarbeiterin der OBVITA empfohlen, welche mit meiner Tochter an der Schule ein paar Tests gemacht hat. Genau auch mit diesen Symbolen, die Du beschreibst. Die heissen offenbar LH-Symbole.

Ich bin nun sehr zuversichtlich, dass wir in gute Hände kommen.

Dein Sohn ist offenbar im gleichen Alter wie meine Tochter. Er hat einen Talker, habe ich gelesen. Kommt er gut klar damit? Wie ist der Umgang damit zu Hause? Man hört immer wieder, dass viele Kinder ihr UK-Hilfsmittel zu Hause nicht benutzen möchten und es wichtig ist, dass auch die Eltern das Hilfsmittel kennen und benutzen. Ist das so? Bei meiner Tochter ist erst jetzt klar geworden, dass sie ein UK-Hilfsmittel braucht. Wir haben nun Sono Flex auf dem Ipad. Alle müssen sich noch einarbeiten, denn bisher hat niemand an der Schule auf diese Weise gearbeitet. Bin sehr gespannt.

Ich wünsche Euch alles Gute und grüsse Euch herzlich
Ostwind
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Jacky » 30. September 2012, 05:05

Bitte sag bescheid, wenn su beim Augenarzt warst, ob und wie das ging... Sollte mit meiner Tochter auch mal gehen... Da sie aber weder links noch rechts kann, kann ich mir schwer vorstelken, dass das klappt... Wünsch euch viel Glück!
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Jacky
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Jacky » 30. September 2012, 05:08

Mus nochmals schreiben! Hab gelesen du ( dein Kind) arbeited jetzt mit dem IPad? Wir haben Boardmaker Bilder, dachte jetzt auch an einen I Pad, dann muss mann nicht immer so viel rumschleiken...;-) Wie gehts so damit? Gruss Jacqueline
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von ostwind » 2. Oktober 2012, 22:13

Hallo Jacky

Wir waren heute bei Frau Dr. Wirth. Es ging sehr gut. Meine Tochter machte sehr gut mit und hat auch die unangenehmen Tröpfli über sich ergehen lassen. Bei allen Untersuchen waren die Personen sehr einfühlsam und das ist wohl das A und O bei unseren Kindern. Man spürt die Erfahrung.

Rechts und links musste meine Tochter überhaupt nicht unterscheiden (könnte sie auch gar nicht). Sie bekam eine Tafel mit den LH-Symbolen und konnte jeweils auf das Symbol auf ihrer Tafel zeigen, das die Ärztin ihr vorzeigte. Sie musste also nicht mal sprechen (wenn sie etwas sagen sollte, dann hat sie das geflüstert, auch darauf wurde sehr gut eingegangen).

Beeindruckt hat mich folgende Situation: Dr. Wirth bat meine Tochter, auf ihren Ohrenring zu schauen. Meine Tochter wollte ihn zuerst mit der Hand tasten. Kein Problem. Dr. Wirth nahm ihre Hand und führte sie zum Ohrenring. Nachdem es meiner Tochter immer noch schwer fiel, den Ohrenring zu fixieren, nahm Dr. Wirth einen blinkenden Ohrenclips und machte sich den ans Ohr. Nochmals tastete meine Tochter danach. Und danach klappte es mit dem Fixieren.

Ideen muss man haben.

Ich kann diese Praxis wärmstens weiterempfehlen.

Bezüglich UK und Ipad stehen wir noch ganz am Anfang. Soviel ich weiss, gibt es die Boardmaker-Symbole leider noch nicht als App für den Ipad. Man müsste sich damit behelfen, die einzelnen Piktos zu fotografieren und so auf den Ipad zu bekommen. Geht relativ einfach, ist aber trotzdem ein immenser Aufwand.

Wir arbeiten nun mit Sono Flex (Tobii) als UK-Hilfsmittel. Nebenbei hat sie in der Schule aber weiterhin die Boardmaker-Symbole und arbeitet dort mit diesen Piktos. Scheint für sie kein Problem zu sein, auch mich dünken sie eigentlich sehr ähnlich.

Ich finde den Ipad grundsätzlich sehr postiv, es gibt viele tolle Apps zum lernen und spielen. Hast Du schon mal ausprobiert, wie Deine Tochter darauf reagiert? Meine gibt ihn kaum mehr aus der Hand.

Liebe Grüsse
Ostwind
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Tina Tessy
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Tina Tessy » 29. April 2019, 11:20

Hallo zusammen,

Bei mir herrscht gerade Gefühlschaos.
Meine Tessy wurde vom Heilpädagogischen Dienst auf eine Sehbeeinträchtigung getestet. Nun sieht es aus dass sie eine Kantenfilterbrille benötigt. Einen Termin beim Augenarzt müssen wir noch machen. Vor zwei Jahren waren wir schon beim Augenarzt, aber sie wollte nicht mitmachen und der Arzt völlig überfordert, sodass wir abgebrochen haben. Nun gehen wir dann zu einem anderem Arzt, der anscheinend viel Erfahrung mit Kindern mit Behinderung haben. Doch mache ich mir schon sorgen.
Aber ziemlich sicher muss sie zur Sehförderung. Dieser kann dann jeweils im HP-Kindergarten gemacht werden.
Tessy bekommt jetzt schon Ergo-, Physio-,Hippo- und Logotherapie. Anscheinend macht sie überall gut mit. Doch habe ich Angst dass sie zu viel Therapie bekommt.
Zudem müssen wir noch zum Endokrinologen, da Tessy nicht mehr wächst (oder sehr verlangsamt) und dazu noch sehr blass ist. Eine Zeit lang gingen wir da zur Ostheopatin. Aber das gefiel Tessy gar nicht.
Hat jemand Erfahrung mit Kantenfilterbrillen?
Momentan kann ich mir nicht vorstellen dass Tessy die Brille anbehält. Sie hat mir schon insgesamt 9 Brillen zerbrochen. Was ist eure Erfahrung, behalten eure Kinder die Brille an?
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Beatrice
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Beatrice » 29. April 2019, 21:10

Liebe Tina

Ich trage selber einen Kantenfilter in bestimmten Situationen, wo die Umwelt mit der normalen Brille zuwenig Kontraste aufweist. Persönlich empfinde ich das Sehen damit als sehr angenehm. Diese Brillen filtern das blaue Licht heraus, was dem Gesehenen dann zu mehr Kontrast verhilft. Insbesondere beim Wandern, wo ich als Einäugige z.B. nicht sehen kann, ob es eine Stufe nach unten hat oder ob ein Stein vorsteht, profitiere ich vom Kantenfilter.
Problematisch am Ganzen ist, dass ich eine kleine Brille darunter trage - jene, welche die Sehschwäche noch weitgehendst ausgleichen kann - der Kantenfilter selber ist ein Aufsatz - ohne Korrektur - und der Aufsatz hat eine Standardgrösse, die man gemäss Low Vision leider nicht meiner Brille oder meiner Backenknochenweite anpassen kann - so drückt mir der Kantenfilter immer irgendwie die Nase ab - sodass ich mich damit eingeschränkt fühle (nur wegen dem zu grossen Kantenfilterglas). Aber der Vorteil zur Sonnenbrille, die einfach immer zu dunkel ist und keine Kontraste hervorhebt, überwiegt trotzdem.
Von den Kantenfiltern gibt es bei Retina Suisse einen ganzen Koffer mit sehr unterschiedlichen Filtern - von rosarotem "Glas" über Rot- Braun-Blau, Lila bis quietschgelb.Ich habe eine Quietschgelbe im Büro und eine orange für den Gebrauch draussen. Ich kenne Männer, die sich fürs Rosa entschieden haben, weil es ihrem Sehvermögen am Besten hilft. Doch es sieht dann natürlich schon etwas Schräg aus und sie werden nicht so selten mit blöden Kommentaren eingedeckt. Auch ich mit meiner Orangen wurde schon für ein Marsmenschli angeschaut.

Kinder kenne ich aktuell keine, die einen Kantenfilter tragen - könnte mich aber umhören. Wenn Tessy wirklich auch noch sehbehindert ist, könnte ich Dir ausserdem raten, Dich bei den Visoparents zu melden - www.visoparents.ch - sie vertreten das sehbehinderte und mehrfach behinderte Kind in der Öffentlichkeit und unterstützen die Familien. Mit grosser Sicherheit kennt man dort auch Kinder mit Kantenfiltern.

Ich war blind wie ein Maulwurf, als ich meinen ersten Sehtest absolvieren sollte - nur der Arzt wusste das damals noch nicht. Er fragte, was ich vorne für Symbole sähe (Ball, Auto, Kreis, Rechteck)- aber ich sah überhaupt nichts und guckte überall herum. "Das Kind ist schwachsinnig" - sagte er zu meiner Mutter, "die kapiert gar nichts" - dann gab er ihr Atropin für meine Augen mit und machte einen neuen Termin einen Tag drauf.
Als er dann in meine riesigen Pupillen hineinsah und den Augenhintergrund sah, da wurde ihm klar, dass ich gar nichts sehe, was eine Form, eine Farbe oder einen Begriff hat - sondern ein riesiges, durch und durch verschwommenes Birchermüesli (so sage ich dem, was ich ohne Brille sehe). Als ich dann endlich eine Brille hatte. lernte ich innert Kürze selber lesen (mit viereinhalb), lernte ich frei gehen und anderes mehr. Dass ich schwachsinnig bin, hat danach niemand mehr gesagt - aber es blieb in der IV-Akte stehen bis vor einem Jahr.

Ein Kind, das real wenig sehen kann, kommt mit der Entwicklung rasch ins Hintertreffen - denn es kann vermutlich nichts abgucken. Ich weiss nicht genau, was Deine Tessy hat (ich hatte dazu auch ein CP - aber leicht). Evtl. aber wird es ein Segen für sie sein, eine Brille zu bekommen, mit der sie sieht. Ich bekam am Anfang von der Brille so fest Kopfweh, dass ich zwei nacheinander verbog. Das Auge musste sich ans neue Sehen gewöhnen - ich glaube, heute weiss man das. So wie Du einen neuen Schuh erst einlaufen musst.
Von der Sehförderung kann Tessy extrem profitieren - auch sie verläuft spielerisch - heute gibt es da ganz tolle Sachen.
Ich würde Dir dringend dazu raten - je besser ein Auge sehen lernt und je besser es lernt, mit seinen Verlusten umzugehen und diese vielleicht anders zu überbrücken, umso mehr erhält Tessy den Durchblick. So viele Infos kommen über die Augen ins Bewusstsein.
Zu meiner Kinderzeit gab es eine Sehschule, die mir aber nicht mehr geholfen hat, weil man es viel zu spät erst merkte, dass ich gar nichts Verwertbares sah - nur hell und Dunkel und das verwaschene Birchermüesli.
Heute bin ich ja einäugig, aber ich bin dankbar, dass ich im Einäugig sehen geschult wurde. Auch Tessy wird dankbar sein, egal, ob sie es ausdrücken kann oder nicht, für die Möglichkeit, so viel wie irgend möglich von ihrer Umwelt zu sehen...

Später in der Schule habe ich nochmals 2 Brillen allein kaputt gemacht, weil mich die Kinder hänselten, da ich durch die dicke Brille halt komisch aussah und kleine schräge Augen hatte (so sah das aus). Ca. 8 Brillen gingen zu Bruch bei Völkerball-Spielen (wo es neben der Brille auch noch das Nasenbein brach (ich sah nie einen Ball, der geflogen kam), anderen Turnsachen oder weil sie mir Kinder wegnahmen und damit spielten und sie herumwarfen.

Noch was Anderes: Hättest Du am 7.6.19 Zeit und Freude mit Tessy und Deiner ganzen Familie von 18.00h bis max. 22.00h an die Dream Night im Walterzoo Gossau zu kommen - ich hätte da noch ein paar Plätze frei. Es gibt besondere Tierkontakte, adaptierte Spiele, Kinderschminken und anderes mehr, woran besondere Kinder und auch Geschwister und Eltern Freude haben.
Vielleicht magst Du mir Deine Mailadresse per PN schreiben, dann sende ich Dir eine Einladung (alle Angaben bleiben vertraulich - und wenn Du möchtest, kann ich dann meinen Kantenfilter mitnehmen - und ihn Euch zeigen)

MIt herzlichem Gruss und ich hoffe, meine Antwort hilft Dir ein wenig

Bea

PS: Der Name des Augenarztes, der sich mit besonderen Kindern auskennt, würde mich sehr interessieren. Wir haben immer mal wieder solche Anfragen

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Tina Tessy
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Re: Sehtest für geistig behindertes Kind?

Beitrag von Tina Tessy » 30. Juli 2019, 22:04

Kurzes Update: meine Kleine sieht Prima und braucht keine Brille. Wir waren bei Dr. Spina in Chur. Er kann zwar nur gebrochen Deutsch, aber ist genial! Er hat sich auf den Boden gelegt, sich verkrümmt, sodass er jeweils in die Augen sehen kann, statt dass Kind ihn ansehen musste.

Doch ich hatte beim Neurologen ebenfalls einen Termin, die jährliche Untersuchen (letztes Jahr hatten wir keines), dabei haben wir eine neue Diagnose: frühkindlicher Autismus. Er machte den ADOS test und viel klar aus, was mich nicht erstaunte, da ich schon vor zwei Jahren meine Vermutung äusserte. Doch anhand dem grossen Entwicklungrückstand, konnte und wollte er es dazumal nicht sehen.
Eigentlich ändert sich für uns nichts. Tessy bleibt Tessy.
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