Liebe Simba
Ich kann mich Flavia und Orphan nur anschliessen und Dir sagen, dass die Last, die Du trägst immens ist und Du hier willkommen bist.
Es ist ein Skandal, dass so ein Täter so einfach davon kommt und wie Orphan schon sagt, Deine Tochter hat lebenslang ein Trauma. Vielleicht kann sie es mal aufarbeiten, irgendwann, aber es bleibt ein Teil ihrer Geschichte und es bleiben wohl Erinnerungen, Gefühle, vielleicht auch Schmerzen. Ich verstehe Deine Ohnmacht gegenüber all den unverständlichen Vorgängen, dass ein Mörder in den Freigang darf (hatten wir in der Schweiz grad mehrmals) und Deine Tochter darf nie richtig raus.
Da sind Dinge vorgefallen, als sie noch recht jung war, das Quälen des Hundes und der Angriff auf das Kind - wer weiss, was sie dazu getrieben hat, welche Not in ihr war, die vielleicht keine Worte fand, dass es so raus kam. Doch es sind Jahre dazwischen vergangen. Immer redet man von der 2. Chance, die jeder verdient hat. Und so eine junge Frau lässt man dann einfach links liegen.
Schön, dass sie wenigstens studieren darf, etwas tun, an einer Perspektive oder einem Traum arbeiten. Ob er sich erfüllen kann??? Das Problem ist, dass es heisst, man muss psychisch viel aushalten können als Psychologin - das ist auch sicher so, doch ich sage auch, viele Psychologen heute, die relativ jung sind und die Krisen nur aus dem Lehrbuch kennen, können gar nicht richtig helfen.
Ich sehe das an meiner einen Kollegin mit Borderline. Sie geht zu so einer Jungen Tante (Psychiaterin). Meine Kollegin mit Borderline ist nebenbei noch blind, hatte eine furchtbare Kindheit bei einer Sektenfamilie, erlebte Missbrauch...
Die Psychiatrin, zu der sie gehen muss, wurde von ihrer Beiständin angeschleppt (vermutlich weil sie günstig ist). Ich habe meine Kollegin selber schon begleitet zu dieser Person und erlebt, wie sie mit ihr umgeht. Null Gespür hat die, Was Blindheit bedeutet, scheint ihr auch unklar, was sich meine Kollegin so von ihr anhören muss, wenn sie überhaupt mal was sagt -man merkt einfach, diese Psychiatrin da hat keinerlei Lebenserfahrung, kennt evtl. mal das Gefühl von Liebeskummer, aber was es heisst, tatsächlich und über Jahre zu leiden, davon hat die keine Ahnung.
Und wenn man es so betrachtet, wäre Deine Tochter in der Lage, sich in so Menschen einzufühlen, weil sie das dunkle Tal kennt. Vielleicht kann sie praktisch bei sich selber mal in Therapie gehen, wenn sie mehr Kenntnisse hat über die Psyche und was sie mit uns machen kann (was aber auch wir mit ihr machen können).
Kann Bettina heute sagen, warum sie diesen Hund zu Tode quälte? Was sie an ihm so nervte oder was sie fühlte? Tut es ihr heute leid oder rechtfertigt sie sich noch dafür?
Es braucht ja doch einiges, bis man einen Hund töten kann, aus eigener menschlicher Kraft.
Das, kann ich mir vorstellen, schreckt viele ab, über den Freigang Deiner Tochter nachzudenken. Doch es ist Jahre her und je nachdem, was Deine Tochter heute über ihr Handeln denkt, kann die Gefahr heute viel kleiner sein.
Ich hatte in meiner Ausbildung zur Krankenpflegerin etwas Psychologie, aber so tief ging das natürlich nicht. Ich weiss nur, wie es ist, wenn man immer missverstanden wird oder überhört, da wird man böse -irgendwann.
Übrigens, den Austauschthread im Rehakids gibt es jetzt seit November 2014. Ich weiss nicht, ob Du diesen Link öffnen kannst, wenn Du dort nicht registriert bist. Es ist auch nicht wirklich ein Forum, sondern einfach ein Austauschthread, wo man alles in ein Thema schreibt - mit der Zeit wird das massiv unübersichtlich. Aber vielleicht möchtest Du mal schauen
http://www.rehakids.de/phpBB2/viewtopic.php?p=1910822
Für heute muss ich Schluss machen, doch ich freue mich, Dich wieder zu lesen. Ja, es ist gut, wenn man mal aus sich raus kann-gell. Das braucht man unbedingt, wenn die eigene Seele nicht auch noch ersticken soll
Ich denke an Dich und auch an Bettina - und hoffe mit Dir, dass bald jemand kommt, der ihr richtig hilft und sie einmal wieder an die frische Luft bringt, damit auch ihre Seele aufatmen kann
Alles Liebe
Bea